Berufsunfähigkeit - wie du dich gegen den Verlust deines Einkommens absicherst

André | Oktober 2020 | 5 Minuten

Das Wichtigste in Kürze:
- Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist unverzichtbar für alle, die von Ihrem Einkommen leben. Denn ein Unfall oder eine schwere Krankheit kann dich in große finanzielle Probleme bringen.
- Die Versicherung deckt ein existenzbedrohendes Risiko ab und ist neben der Privathaftpflichtversicherung die wichtigste private Versicherung. Echte Alternativen gibt es nicht.
- Die Bedingungen verschiedener Anbieter reichen von „sehr gut“ bis „mangelhaft“. Es sind große Preisunterschiede möglich. Sorgfältige Vergleiche und unabhängige Beratung sind daher besonders wichtig.
Der Verlust der Arbeitskraft bedeutet in der Regel auch eine deutliche Einkommenseinbuße nach Krankheit oder Unfall. Vielen ist das nicht bewusst. Vor den finanziellen Folgen kannst du dich jedoch schützen: Mit einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung.
1. Mindestanforderungen
Der Weg zu einem guten Versicherungsschutz ist oft mühsam. Es gibt viele Anbieter mit noch mehr Tarifen mit unterschiedlichstem Leistungsumfang und Vertragsbedingungen. Das macht die Auswahl sehr schwer. Dazu kommen noch Probleme beim Abschluss: Die gesundheitlichen Voraussetzungen, der ausgeübte Beruf, das riskante Hobby – all diese Punkte werden unterschiedlich von den Gesellschaften bewertet und werden dadurch zu weiteren Hindernissen auf dem Weg zum Versicherungsschutz.
Vorsicht bei Online-Vergleichen!
Bevor du nun eines der scheinbar kostenlosen Vergleichsportale im Internet befragst, bedenke Folgendes: Auch diese Portale sind in der Regel als Versicherungsvermittler eingetragen, die von der Abschlussprovision leben. Es besteht die Gefahr, dass nur ausgewählte Anbieter im Vergleich auftauchen.
Damit ein Vertrag wirklich verlässlichen Schutz bietet, müssen unserer Ansicht nach mindestens folgende Regelungen enthalten sein:
1
Die Rente wird gezahlt, wenn der Versicherte infolge von Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall in seinem in gesunden Tagen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr zu mindestens 50 Prozent tätig sein kann. Das gilt auch bei einem Berufswechsel. Beispiel: Wer Bauschlosser gelernt hatte, aber jetzt als IT-Experte arbeitet, bei dem wird nur die Tätigkeit als IT-Experte geprüft.
2
Es wird nicht geprüft, ob man mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten oder seiner Erfahrung und Ausbildung noch eine andere Tätigkeit ausüben könnte (so genannter „abstrakter Verweisungsverzicht“). Beispiel: Es wird nicht geprüft, ob ein operierender Chirurg auch als Fachgutachter tätig sein könnte, wenn seine Hand nach einem Unfall verkrüppelt ist.
3
Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte voraussichtlich sechs Monate lang zu mehr als 50 Prozent berufsunfähig sein wird oder dieser Zeitraum schon verstrichen ist.
4
Die Rente wird auch rückwirkend ab dem ersten Tag des Sechs-Monats-Zeitraums gezahlt.
5
Bei verspäteter Meldung wird die Rente mindestens drei Jahre lang rückwirkend gezahlt.
2. Sinnvolle Regelungen für die Beiträge
Am sinnvollsten und günstigen ist eine so genannte „selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung“. Im Fall der Fälle zahlt sie die vereinbarte Rente und übernimmt dann auch die Beitragszahlung. Sprich: Du bekommst die vereinbarte Versicherungsleistung, musst aber nicht mehr weiter monatlich Beiträge zahlen.
Wichtig ist es außerdem eine Dynamik zu vereinbaren. Damit sicherst du zum Beispiel Einkommenssteigerungen oder die Inflation ab. Falls Du zum Beispiel heute 1000 Euro monatlich versicherst, entsprechen diese 1000 Euro in zwanzig Jahren vermutlich deutlich weniger Kaufkraft. Bei einer Inflation von 2 Prozent im Jahr beträgt die Kaufkraft nach 20 Jahren nur noch 672,97 Euro. Eine dynamische Versicherung sollte zumindest eine solche Steigerung berücksichtigen.
3. Richtige Rentenhöhe
Die versicherte Rente sollte alle alltäglichen Ausgaben absichern, die auch nach Eintritt der Berufsunfähigkeit weitergezahlt werden müssen (zum Beispiel Haushaltskosten, Miete, Altersvorsorge).
Vorsicht: Sozialabgaben!
Bitte bedenke, dass in den meisten Fällen von der Berufsunfähigkeitsrente auch deine Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen. Das macht einen Abzug von ca. 18 %. Zusätzlich sind auch noch Beiträge für deine spätere Altersrente aufzubringen, da du ja nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst. Damit ist die versicherte Rente in deinem Vertrag mit einem Bruttogehalt zu vergleichen.
Wir empfehlen dir daher, mindestens eine Rente in Höhe deines Nettogehalts abzusichern.
Häufige Fragen zur Berufsunfähigkeit
Der Vertrag sollte idealerweise bis zum Eintritt in den Altersruhestand, also zum 67. Lebensjahr, laufen. Wenn du später zum Beispiel durch Ersparnisse den Vertrag nicht mehr oder nur noch teilweise benötigt, kannst du ihn jederzeit kürzen oder ganz kündigen.
Die normale Berufsunfähigkeitsversicherung mit guten Bedingungen ist für Menschen in einer Ausbildung, einem Studium oder am Beginn des Berufslebens oft zu teuer.
Dies haben einige Versicherer zum Anlass genommen, so genannte „Starterpolicen“ anzubieten, die während einer Startphase in den ersten Jahren der Laufzeit bei gleichen Bedingungen einen günstigeren Preis haben. Erst nach Ablauf der Startphase steigt der Beitrag deutlich über den normalen Beitrag an.
Ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter zahlt für eine monatliche BU-Rente in Höhe von 1000 Euro bei einem günstigen Anbieter rund 50 Euro monatlich für Versicherungsschutz bis zum 67. Lebensjahr. Bei einem teuren Versicherer ist für ebenfalls 1000 Euro BU-Rente ein Beitrag mehr als 100 Euro fällig. Die Unterschiede sind also gravierend – bei den Bedingungen und bei der Prämie!
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